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"Selbstgesteuertes Lernen" - das Ende der Chancengleichheit
#1
Beim "selbstgesteuerten Lernen" wie es in den "Grundlagen für den Lehrplan 21" von der D-EDK als einzige (!) Methode festgelegt wurde, darf der Lehrer nicht mehr unterrichten, sondern nur noch als "Lernbegleiter" "Lernumgebungen" schaffen. Bisherige Schulversuche mit dem „selbstgesteuerten“ oder „selbstorganisierten Lernen“ (SoL) waren meist auf die Sekundarschulstufe und auf wenige Fächer beschränkt. Mit dem Lehrplan 21 würde das „selbstgesteuerte Lernen“ auf sämtlichen Schulstufen sowie in allen Hauptfächern zur Anwendung kommen. Folgende Situation wäre deshalb denkbar:

Am ersten Schultag kommt Hans freudenstrahlend in die erste Klasse, weil die Eltern im erklärt haben, dass er dort lesen, schreiben und rechnen lernen werde. Der „Lernbegleiter“ teilt den Schülern die Arbeitsblätter aus und sagt, sie sollen sie ausfüllen. Hans kennt zwar schon die Buchstaben seines Namens, aber er weiss nicht, was er mit dem Arbeitsblatt anfangen soll. Sein Banknachbar Rolf hat das Arbeitsblatt in fünf Minuten ausgefüllt, er kann schon lesen, schreiben und rechnen. Am Ende des ersten Tages hat Rolf zehn Arbeitsblätter fertig, während Hans noch immer vor dem ersten Blatt sitzt, weil der Lernbegleiter noch keine Zeit hatte, neben dem organisieren und verteilen von individuellen Arbeitsblättern, auch noch bei jedem der 25 Schüler vorbei zu kommen, um zu zeigen, wie sie das Arbeitsblatt ausfüllen müssen. Wegen den unterschiedlichen Lerntempi beginnt ab dem ersten Schultag ein Schereneffekt, eine immer grösser werdende Leistungsschere zwischen Kindern mit günstigen und ungünstigeren familiären und sozialen Voraussetzungen. Wie wird sich Hans am Ende des ersten Schultages wohl fühlen? Die mit dem Lehrplan 21 versprochene Chancengleichheit löst sich mit dem Schereneffekt in Luft auf.

Zu allfälligen Befürchtungen von Eltern meinte der Präsident des Dachverbandes der Schweizer Lehrer (LCH) kürzlich in einem Interview: „Es ist eine Tatsache, dass Kinder, die gut in der Schule sind, durch weniger leistungsfähige Kinder nicht behindert werden. Heute ist es der Normalfall, dass das Lerntempo individualisiert wird. Kinder, die lernen wollen, lassen sich nicht aufhalten. Auf der menschlichen Ebene profitieren aber alle Kinder.“
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