05-06-2017, 11:38 AM
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 05-08-2017, 10:55 AM von Schulpfleger.
Bearbeitungsgrund: kleine Korrektur
)
Der Lehrplan 21 sei keineswegs ein progressives Projekt, sondern trage eher reaktionäre und technokratische Züge, so die Broschüre „Einspruch“ (4. Auflage, 2016). Die Autoren, linke und linksliberale Professoren, Lehrer, Wissenschaftler, Kulturschaffende und Eltern, sind alarmiert über eine Entwicklung der Volksschule, von der sie überzeugt sind, dass sie falsch ist. Sie sehen die radikalen Reformen um Harmos, Lehrplan 21 und Frühsprachenkonzept, die in der Lehrplan 21-Reform kulminieren, als „Steuerungsversuch“ und Etablierung einer flächendeckenden „Testkultur“ (Outputorientierung, Normierung, Standardisierung) in unserer Volksschule.
Das zentrale Konzept der Grundlagen für den Lehrplan 21 mit dem „selbstgesteuerten Lernen“ als „Kompetenzorientierung“ auf der Unterrichtsebene sehen sie als Widerspruch zu einer kindgerechten Schule: „Wer will, dass in unseren öffentlichen Schulen alle Kinder, auch diejenigen aus unterprivilegierten Schichten, faire Chancen erhalten, muss ihnen einen Unterricht bieten, in dem der Schüler nicht sich selbst überlassen wird, in dem Lehrer und Schüler Beziehungen aufbauen können.“
Für Pädagogikprofessor Reichenbach ist klar: „Es gibt keine guten Schulen ohne gute Lehrpersonen. Und diese Lehrpersonen müssen den Schülerinnen und Schülern klar machen: Erstens: Was du hier lernst, ist wirklich wichtig. Zweitens: Mir ist es ein Anliegen, dass du das lernst. Drittens: Ich glaube fest daran, dass du das schaffst. Und viertens: Ich werde dir dabei helfen und dich unterstützen“.
Das könnte der „Lernbegleiter“ auch, aber er darf nicht, weil es nicht zu seinen Aufgaben gehört. Das hängt mit den theoretischen Grundlagen der „Kompetenzorientierung“, dem sogenannten „Konstruktivismus“ zusammen. Lernen ist nach dieser Theorie nur dann „authentisch“ und "entdeckend", das heisst wirklich „selbstbestimmt“ oder „selbstgesteuert“, wenn der „Lernbegleiter“ nicht in den Lernprozess eingreift. Der Lernbegleiter darf begleiten, beobachten, beschreiben und bewerten. Aber er darf nicht unterrichten, erklären, motivieren und erziehen (Peter Fratton et al.), weil er dann in den Lernprozess eingreifen würde. Der Wissenstransfer erfolgt nicht über den Lernbegleiter, sondern direkt von den LP21-kompatiblen Selbstlern-Lernbüchern, Tablets, Computerprogrammen und Videofilmchen. „Lernbegleiter“ ist deshalb nicht bloss eine Namensänderung, sondern ein anderer Beruf. Gemäss John Hattie (Buch „Visible Learning“, Seite 32) ist der Konstruktivismus „aber fast genau das Gegenteil eines erfolgreichen Rezepts für Lehren und Lernen“.
Die Autoren monieren, dass die Schule kein Wirtschaftsbetrieb ist, sondern ein Service public und die Grundlage für Bestand und Entwicklung des gesellschaftlichen Lebens. Harmos und Lehrplan 21 würden dagegen zu einer reduktionistischen, utilitaristischen Realität von Schule, zu einem Paradigmawechsel im gesamten Unterricht, Fachlichkeit, Lehrerbildung und Schulaufsicht führen.
Für die Politologin Regula Stämpfli sollen „mit dem Lehrplan 21 Gesinnungssoldaten für kostensparende Untertanenideologie aufgezogen werden“. Der Kinderarzt Remo Largo meint: „Es ist höchste Zeit für das Eingeständnis, dass wir einen kostspieligen und nicht kindgerechten pädagogischen Irrweg eingeschlagen haben“. Der Lehrer und Künstler Ruedy Schwyn: „Entgegen den Erwartungen der Wirtschaft wird HarmoS nicht zu einer Effizienzsteigerung in den Schulen führen, sondern über die Standardisierung der Kompetenzen zu einer Monokultur des Denkens und damit zu einer Verarmung der Kreativität“.
Der Vater des Bildungsartikels von 2006, alt NR Hans Zbinden SP, kritisierte den Lehrplan 21 in der Solothurner Zeitung vom 6.11.2015: Er stelle fest, dass der Lehrplan 21 die Grundidee der Bildungsverfassung nicht erfasst habe. Dieser müsste den Kantonen lediglich einen Rahmen liefern, das heisst zugeschnittene Lösungen ermöglichen. Und SP-Ständerätin Anita Fetz: „Lasst die Schule in Ruhe! Der Lehrplan 21 ist gescheitert“. (Die Welt, 27.10.2014)
Das zentrale Konzept der Grundlagen für den Lehrplan 21 mit dem „selbstgesteuerten Lernen“ als „Kompetenzorientierung“ auf der Unterrichtsebene sehen sie als Widerspruch zu einer kindgerechten Schule: „Wer will, dass in unseren öffentlichen Schulen alle Kinder, auch diejenigen aus unterprivilegierten Schichten, faire Chancen erhalten, muss ihnen einen Unterricht bieten, in dem der Schüler nicht sich selbst überlassen wird, in dem Lehrer und Schüler Beziehungen aufbauen können.“
Für Pädagogikprofessor Reichenbach ist klar: „Es gibt keine guten Schulen ohne gute Lehrpersonen. Und diese Lehrpersonen müssen den Schülerinnen und Schülern klar machen: Erstens: Was du hier lernst, ist wirklich wichtig. Zweitens: Mir ist es ein Anliegen, dass du das lernst. Drittens: Ich glaube fest daran, dass du das schaffst. Und viertens: Ich werde dir dabei helfen und dich unterstützen“.
Das könnte der „Lernbegleiter“ auch, aber er darf nicht, weil es nicht zu seinen Aufgaben gehört. Das hängt mit den theoretischen Grundlagen der „Kompetenzorientierung“, dem sogenannten „Konstruktivismus“ zusammen. Lernen ist nach dieser Theorie nur dann „authentisch“ und "entdeckend", das heisst wirklich „selbstbestimmt“ oder „selbstgesteuert“, wenn der „Lernbegleiter“ nicht in den Lernprozess eingreift. Der Lernbegleiter darf begleiten, beobachten, beschreiben und bewerten. Aber er darf nicht unterrichten, erklären, motivieren und erziehen (Peter Fratton et al.), weil er dann in den Lernprozess eingreifen würde. Der Wissenstransfer erfolgt nicht über den Lernbegleiter, sondern direkt von den LP21-kompatiblen Selbstlern-Lernbüchern, Tablets, Computerprogrammen und Videofilmchen. „Lernbegleiter“ ist deshalb nicht bloss eine Namensänderung, sondern ein anderer Beruf. Gemäss John Hattie (Buch „Visible Learning“, Seite 32) ist der Konstruktivismus „aber fast genau das Gegenteil eines erfolgreichen Rezepts für Lehren und Lernen“.
Die Autoren monieren, dass die Schule kein Wirtschaftsbetrieb ist, sondern ein Service public und die Grundlage für Bestand und Entwicklung des gesellschaftlichen Lebens. Harmos und Lehrplan 21 würden dagegen zu einer reduktionistischen, utilitaristischen Realität von Schule, zu einem Paradigmawechsel im gesamten Unterricht, Fachlichkeit, Lehrerbildung und Schulaufsicht führen.
Für die Politologin Regula Stämpfli sollen „mit dem Lehrplan 21 Gesinnungssoldaten für kostensparende Untertanenideologie aufgezogen werden“. Der Kinderarzt Remo Largo meint: „Es ist höchste Zeit für das Eingeständnis, dass wir einen kostspieligen und nicht kindgerechten pädagogischen Irrweg eingeschlagen haben“. Der Lehrer und Künstler Ruedy Schwyn: „Entgegen den Erwartungen der Wirtschaft wird HarmoS nicht zu einer Effizienzsteigerung in den Schulen führen, sondern über die Standardisierung der Kompetenzen zu einer Monokultur des Denkens und damit zu einer Verarmung der Kreativität“.
Der Vater des Bildungsartikels von 2006, alt NR Hans Zbinden SP, kritisierte den Lehrplan 21 in der Solothurner Zeitung vom 6.11.2015: Er stelle fest, dass der Lehrplan 21 die Grundidee der Bildungsverfassung nicht erfasst habe. Dieser müsste den Kantonen lediglich einen Rahmen liefern, das heisst zugeschnittene Lösungen ermöglichen. Und SP-Ständerätin Anita Fetz: „Lasst die Schule in Ruhe! Der Lehrplan 21 ist gescheitert“. (Die Welt, 27.10.2014)