10-30-2019, 08:39 AM
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 10-30-2019, 08:40 AM von Schulpfleger.
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)
Schulische Integration NZZ 30.10.2019, Zuschriften
Andrea Lanfranchi operiert in seiner Kritik (NZZ, 23. 10. 19) am Gastkommentar von Riccardo Bonfranchi (NZZ, 10. 10. 19) mit dem altbekannten Totschlagargument: Die schulische Integration ist von der Menschenrechtskonvention vorgegeben, also erübrigt sich jede weitere Diskussion. Gleichzeitig gibt er aber implizit zu, dass es einen grossen Ermessensspielraum gibt, weil ja auch heute nicht alle Kinder integriert werden. Mit seinem Hinweis, alle kantonalen Gesetze betonten das Recht auf eine angemessene Schulung, widerlegt er seine Argumente gleich selbst und müsste eigentlich für die Wiedereinführung von Kleinklassen sein.
Denn «angemessen» kann Bildung nur sein, wenn sie auf die Kinder eingeht. Als erfahrene Volksschullehrerin, ehemalige Schulpflegerin und dreifache Mutter sehe ich, dass mit der schulischen Integration das Gebot einer angemessenen Bildung eben nicht erfüllt wird – und zwar weder für die Integrierten noch für alle anderen. Glaubt Herr Lanfranchi wirklich, ein Kind mit massiver Lernbehinderung könne in einer Regelklasse angemessen unterrichtet werden, wenn es auch mit viel Hilfe keine Chance hat, dem Stoff zu folgen? Dieses Kind lernt vor allem, dass es «nichts» kann, was durch Studien belegt ist.
Da helfen auch die zahllosen Bezugspersonen– Heilpädagogen, Sozialpädagogen, Klassenassistenzen, Zivildienstleistende, Team-Teacher und wie sie alle heissen – nichts. Im Gegenteil, sie bringen zusätzliche Unruhe ins Klassenzimmer. Damit dann starke Kinder trotzdem auf ihre Rechnung kommen, werden sie neu in separaten Gefässen gefördert. Wir integrieren also die Schwächeren, um dann die Stärkeren zu separieren. Absurd.
Indem Lanfranchi die schulische Integration weiter als «zugegeben: schwierigen» Auftrag bezeichnet, fordert er wohl dasselbe wie viele seiner Berufskollegen: dass es einfach mehr «Ressourcen» (sprich: Steuergeld) brauche, damit das System funktioniere. Ein System, das deutlich mehr kostet, ohne dass es einen messbaren Nutzen erbringt, ist kein gutes System. Da werden Steuergelder verschleudert. In der Praxis funktioniert das nicht. Die Heilpädagogen könnten in Kleinklassen sinnvoller eingesetzt werden.
Yasmine Bourgeois, Zürich, Mittelstufenlehrerin
Wie vorauszusehen war, wird nun von hoher Bildungsebene der Gastbeitrag von R. Bonfranchi (NZZ, 10. 10. 19) mit wissenschaftlichen Argumenten infrage gestellt. Der Autor wird gewissermassen als Irrender hingestellt. Wo aber werden verhaltensproblematische Kinder erwähnt, wo ist von Burnout, Suizidgefahr von Ängsten zu lesen? Rechtfertigungen vonseiten der an Hochschulen Lehrenden und Forschenden weisen darauf hin, wie hier «bollwerkartig» die eigene Position verteidigt wird.
Heinrich Lang, Ettingen, pensionierter Heilpädagoge
Andrea Lanfranchi operiert in seiner Kritik (NZZ, 23. 10. 19) am Gastkommentar von Riccardo Bonfranchi (NZZ, 10. 10. 19) mit dem altbekannten Totschlagargument: Die schulische Integration ist von der Menschenrechtskonvention vorgegeben, also erübrigt sich jede weitere Diskussion. Gleichzeitig gibt er aber implizit zu, dass es einen grossen Ermessensspielraum gibt, weil ja auch heute nicht alle Kinder integriert werden. Mit seinem Hinweis, alle kantonalen Gesetze betonten das Recht auf eine angemessene Schulung, widerlegt er seine Argumente gleich selbst und müsste eigentlich für die Wiedereinführung von Kleinklassen sein.
Denn «angemessen» kann Bildung nur sein, wenn sie auf die Kinder eingeht. Als erfahrene Volksschullehrerin, ehemalige Schulpflegerin und dreifache Mutter sehe ich, dass mit der schulischen Integration das Gebot einer angemessenen Bildung eben nicht erfüllt wird – und zwar weder für die Integrierten noch für alle anderen. Glaubt Herr Lanfranchi wirklich, ein Kind mit massiver Lernbehinderung könne in einer Regelklasse angemessen unterrichtet werden, wenn es auch mit viel Hilfe keine Chance hat, dem Stoff zu folgen? Dieses Kind lernt vor allem, dass es «nichts» kann, was durch Studien belegt ist.
Da helfen auch die zahllosen Bezugspersonen– Heilpädagogen, Sozialpädagogen, Klassenassistenzen, Zivildienstleistende, Team-Teacher und wie sie alle heissen – nichts. Im Gegenteil, sie bringen zusätzliche Unruhe ins Klassenzimmer. Damit dann starke Kinder trotzdem auf ihre Rechnung kommen, werden sie neu in separaten Gefässen gefördert. Wir integrieren also die Schwächeren, um dann die Stärkeren zu separieren. Absurd.
Indem Lanfranchi die schulische Integration weiter als «zugegeben: schwierigen» Auftrag bezeichnet, fordert er wohl dasselbe wie viele seiner Berufskollegen: dass es einfach mehr «Ressourcen» (sprich: Steuergeld) brauche, damit das System funktioniere. Ein System, das deutlich mehr kostet, ohne dass es einen messbaren Nutzen erbringt, ist kein gutes System. Da werden Steuergelder verschleudert. In der Praxis funktioniert das nicht. Die Heilpädagogen könnten in Kleinklassen sinnvoller eingesetzt werden.
Yasmine Bourgeois, Zürich, Mittelstufenlehrerin
Wie vorauszusehen war, wird nun von hoher Bildungsebene der Gastbeitrag von R. Bonfranchi (NZZ, 10. 10. 19) mit wissenschaftlichen Argumenten infrage gestellt. Der Autor wird gewissermassen als Irrender hingestellt. Wo aber werden verhaltensproblematische Kinder erwähnt, wo ist von Burnout, Suizidgefahr von Ängsten zu lesen? Rechtfertigungen vonseiten der an Hochschulen Lehrenden und Forschenden weisen darauf hin, wie hier «bollwerkartig» die eigene Position verteidigt wird.
Heinrich Lang, Ettingen, pensionierter Heilpädagoge